Das Ziel ist sportlich: Im Galopp auf die Sonneninsel

„Einfach an den Strand nach Usedom“. Wie sie da hinkommen will, das weiß Anne-Sophie Jentho auch ganz genau. Schließlich ist die 19-Jährige, die aus Niesky stammt und jetzt in Dresden wohnt, nicht ohne Plan aufgebrochen. Start war Bad Muskau, eine kleine sächsische Stadt, die Berühmtheit erlangt hat durch den Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, dem unter anderem eineEisspezialitätzu verdanken ist. Doch der Fürst hat nichts mit der Reise der jungen Frau zu tun. Sie wollte, weil sie das aus der Kindheit kennt, auf die Sonneninsel Usedom. Genauer: nach Bannemin. Dorthin könnte man zwar von Bad Muskau aus gut mit dem Auto fahren, vielleicht mit dem Bus oder der Bahn. Doch Anne-Sophie Jentho hat sich anders entschieden. Sie wollte die etwas mehr als 300 Kilometer lange Tour von Sachsen nach Vorpommern mit dem Pferd zurücklegen. Nicht mit irgendeinem Pferd, sondern mit Semper Nova. Das ist eine 13 Jahre alte Englische Vollblut-Stute. Und gehört der jungen Frau. Schon seit ein paar Jahren, und darum kann man durchaus davon sprechen, dass es sich um ein eingespieltes Team handelt. Unterwegs sein wird die junge Frau etwa drei Wochen. Eigentlich wollte sie diesen ausgedehnten Wanderritt mit Freundinnen absolvieren, die ebenfalls Pferde haben. „Aber deren Pferde sind für so eine lange Reise leider schon zu alt“, sagt die Dresdenerin. Sie hatte aber auch den Eindruck, dass ihre Freundinnen angesichts dieses langen Rittes wohl „nicht so richtig ambitioniert“ gewesen sind. Wie dem auch sei – Anne- Sophie Jentho war beim Losreiten vor zwei Wochen sehr ambitioniert und ist es während des Rittes auch geblieben. Die Frage, ob sie nicht vielleicht doch ein wenig Angst hat auf der ausgedehnten Tour, lächelt die 19-Jährige einfach weg. Nein, keine Angst. Sie hat unterwegs viele freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen – da mal eine Mahlzeit bekommen und dort eine Übernachtung. Meistens bei Pferdemenschen, wie sie selbst einer ist, aber auch bei anderen Leuten. Und wenn alle Stränge reißen – der Vater der jungen Frau steht gewissermaßen bereit, um Tochter und Pferd jederzeit mit Auto und Pferdehänger abholen zu können. Wo Ross und Reiterin die Nacht verbringen, lasse sich nicht für jeden Tag genau sagen. „Das entscheide ich meist spontan und rufe dann an, auf einem Reiterhof beispielsweise , sagt Anne-Sophie Jentho. Das hat bislang gut geklappt – nur einmal hat sie bei einem Reiterhof keine Aufnahme gefunden. Was nicht tragisch ist, sagt die Reiterin. Sie hat ein agrarwissenschaftliches Abitur gemacht und möchte nach einer Ausbildung als Agrarmanagerin arbeiten. Das Navi hat sie noch nicht oft gebraucht Nein, so eine Absage in Sachen Übernachtung kann sie nicht wirklich schrecken, beteuert die junge Frau. Schließlich trägt ihre Stute eine Trekking- Ausrüstung mit sich. „Und einen super Sattel, der ist alt und stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs“, sagt Anne-Sophie Jentho. Das Besondre sei, dass dieser Sattel die Last von Reiterin und Gepäck richtig gut auf dem Pferderücken verteilt. Zur Orientierung nutzt die junge Frau ein altes Hilfsmittel: eine stinknormale Wanderkarte, auf dem die Streckenführung des Oder- Neiße-Radweges verzeichnet ist. „Das reicht, weil da zum Beispiel auch Gaststätten und Reiterhöfe eingezeichnet sind“, sagt Anne-Sophie Jentho. Zur Not hilft ein Navi, aber das hat sie bislang nicht oft gebraucht. In der Uecker-Randow-Region war es kein Problem mit dem Übernachten. Bei Eva Hafermalz auf dem Fennhof in Ludwigshof haben Anne- Sophie Jentho und ihre Stute herzliche Aufnahme gefunden. Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Usedom -– da machte die junge Frau mit ihrem Pferd in Grambin auf dem Reiterhof Adler Station.

Quelle: Nordkurier